Losung für Ostern 2021

 

Jesus spricht: Ich lebe, und ihr sollt auch leben.
Johannes 14,19

Osterbegegnungen 2021

Die diesjährige Losung zu Ostern ist aus dem Johannesevangelium, aber steht nicht im Zusammenhang der Ostergeschichte.
Hier soll nun von Osterbegegnungen die Rede sein, und ich denke an eine besondere Osterbegegnung im Johannesevangelium: die des Thomas mit dem Auferstandenen (Joh 20, 24-29).
Da ist einer, der will begreifen, was da geschehen ist. Wortwörtlich begreifen: und zwar nicht bloß sehen oder hören, nein anfassen. Sinnlicher und materieller geht es kaum noch.
Der Evangelist fängt am Ende die Situation auf, indem er Jesus sagen lässt: “Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!”

Und dieser Widerstreit zwischen rein Geistigem und eindeutig Materiellem zieht sich durch das Johannesevangelium wie ein roter Faden, fängt schon mit der Taufe an und gipfelt jetzt am Ende in diesem Thomas, einem der Apostel, der handfest begreifen will und dann den Finger in die Wunde legt. Aber nachdem Thomas begriffen hat, mit welcher Wucht muss ihn da umgekehrt die Erkenntnis Jesu ergriffen haben?

Darf ich mal anfassen? Rührung kommt von Berührung.
Begreifen wollen wird hier nicht als lächerlich oder infantil abgetan gegenüber einem Glauben, dem diese Sinnlichkeit versagt bleibt. Und manchmal braucht es eben diese Begegnung mit Rührung und Berührtsein und Ergriffensein, ganz wörtlich, ganz sinnlich, ganz fleischlich – nicht bloß geistig.
– So hatte ich den Text eben bislang nie verstanden, was ist jetzt anders?
Aus der Corona-Situation, aus meiner ganz eigenen Corona-Erfahrung heraus, hat mich dieses Jahr die Thomas-Erzählung gepackt:
Ja, es ist anders als vorher, ich verstehe ihn und “begreife” auch seine volle Berechtigung:
Virtuelle Konferenzen, Sitzungen – so nützlich und hilfreich das war, aber Schule, Leben findet mehr als nur online statt.

Wir haben dieses Jahr unser zweites Corona Ostern.
Da fehlt was, und wie groß ist unsere Sehnsucht nach echtem Begegnen! Wie wertvoll das, was wir vor Corona ganz selbstverständlich hatten…
So wünsche ich uns als ganz persönliche Erfahrung von Auferstehung in diesem Jahr
endlich wieder viele schöne echte Begegnungen.

R.Loscheider (Fachschaft Religion)