Wie fühlt es sich an, eine Woche auf einem Segelschiff das Wattenmeer zu entdecken? Dies konnten wir, die Stufe 9, gemeinsam erleben. Die Woche vom 17. bis zum 21. Juni 2024 verbrachten wir auf einem sogenannten Logger mit einer motivierten und netten Crew.
In den frühen Morgenstunden des Montags starteten wir mit einem Bus am Schwimmbad in Schweich. Völlig übermüdet – aber gespannt – machten wir uns auf den Weg. Trotz mancher Pausen erreichten wir unseren Zielort Harlingen schon nach ungefähr sechs Stunden. Im Hafen angekommen konnten wir schon die Masten unserer schwimmenden Unterkünfte der nächsten Tage erblicken. Nach dem Verstauen des Gepäcks teilten wir uns auf. Ein Teil machte sich auf den Weg zu dem in der Nähe gelegenen Supermarkt und besorgten unsere Vorräte für die Woche. In der Zwischenzeit bereitete der Rest das Schiff auf unseren Törn vor.
Mit zwölf Einkaufswagen erreichte der Einkaufstrupp den Hafen, nun konnten wir die Vorräte an Bord bringen. Als alles bereit war, folgte eine Ansprache des Skippers. Wir lösten die Seile und verließen den Hafen. Die Matrosin zeigte uns zuerst ein paar Knoten, zum Beispiel, wie man eine Klampe belegt. Nachdem alle das kleine Segeleinmaleins gelernt hatten, teilte uns die Matrosin in mehrere kleine Gruppen ein, die jeweils aus drei bis fünf Landratten bestanden. Nun fingen wir an das Großsegel zu hissen. Nach getaner Arbeit setzten wir uns aufs Vordeck, machten etwas Musik an und genossen die frische Brise. In Kornwerderzand erfolgte dann das erste Schleusen ins Ijsselmeer. Nach einer kurzen Weiterfahrt entlang des Ufers erreichten wir gegen 19:00 Uhr den Hafen in Makkum. Jonas ließ seine Drohne steigen, um ein paar Luftaufnahmen des Schiffes zu machen. In der Nähe des Passantenhafens entdeckten wir einen kleinen Damm, der sich ideal für kleine Abendspaziergänge oder gemeinsames Fuß- oder Volleyballspielen eignete. An diesem ersten Abend fielen wir alle erschöpft in unsere Betten.
Am nächsten Morgen blieb nicht viel Zeit und wir starteten pünktlich um 09:00 Uhr. Wir nahmen den gleichen Weg zurück und konnten die Schleuse fast problemlos passieren. Fast? Beim Anlegen riss eines der festen Taue und flog auf die angrenzende Wiese. Unsere Matrosin sammelte es aber schnell wieder ein und es ging weiter. Von dort aus segelten wir an Harlingen vorbei und nahmen Kurs auf das offene Wattenmeer. Zwischen dem Festland und den Inselgruppen ließen wir gemeinsam das Bugspriet, ein langer Holzstab, der am Bug des Schiffes befestigt ist, hinunter. An diesem Weg ein Netz befestigt. Nacheinander durfte jeder, natürlich nur wenn man wollte, in dieses Netz steigen.
Auf diese Weise schwebte man quasi am Bug des Schiffes über dem Wasser. Am späten Mittag legten wir in Terschelling an und verließen die Schiffe für einen gemeinsamen Landgang. Zusammen erklommen wir den höchsten Punkt Terschellings, von der man eine tolle Aussicht auf die Stadt, das Meer und den Strand hatte. Danach teilten wir uns in kleine Gruppen auf und uns stand die restliche Zeit frei zur Verfügung. Ein spätes Mittagessen, ein kleines Eis, shoppen oder Volleyball am Strand waren Programm. Um 22:00 Uhr trafen wir uns wieder auf den Schiffen und es kehrte Ruhe ein.
Nach dem Aufstehen hatten wir noch kurz Zeit, um ein letztes Mal in die Stadt zu gehen. Um 10:00 Uhr liefen wir aus dem Hafen aus und nahmen Kurs auf Vlieland. Die Segel wurden gesetzt und in schönsten Sonnenschein konnten wir nur von ein paar Highspeed-Fähren überholt werden. Um 14:00 Uhr war der Strand Vlielands in Sicht. Nach der Anweisung unserer Matrosin machten wir uns alle bereit tatkräftig mitzuhelfen, denn die Hafeneinfahrt war für unser Schiff, mit einer Breite von 6,60 Metern nicht gerade einfach zu durchfahren. Nach einem kurzen Manöver ging es dann aber doch einfacher als gedacht und wir legten sicher in Vlieland an. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir fast durchgehend an dem menschenleeren Strand. Wie schon in den letzten Tagen waren Drohnenflüge und Voleyballpartien sehr beliebt, aber auch Sandburgen wurden gebaut. Und dann kam es so wie es kommen musste. Durch einen unbekannten technischen Fehler verlor die Drohne ca. 25 Meter vom Strand entfernt drastisch an Höhe. Ein Absturz war unvermeidbar. Vor den Augen der gerade noch so ausgelassenen Schülerinnen und Schüler versank die Drohne im Meer.
Um die Laune wieder etwas zu heben, trafen wir uns am Abend alle unter Deck. Viele waren mit Deutschlandtrikots bekleidet oder hatten die Deutschlandflagge auf die Wangen gemalt. Die nächsten anderthalb Stunden fieberten wir bei dem Spiel Deutschland gegen Ungarn mit. Den restlichen Abend war die Stimmung sehr gut – Deutschland hatte 2:0 gewonnen.
Die Nacht von Donnerstag auf Freitag wollten wir eigentlich mit beiden Schiffen auf offenem Meer verbringen. Wegen zu hohem Risiko mussten wir unsere Pläne aber noch einmal ändern und starteten am Donnerstagmorgen wieder Richtung Harlingen. Diesmal hatten wir viel Wind und hissten alle drei Segel. Das Schiff geriet in eine leichte Schieflage, und der Wind fegte über das Deck, ein unbeschreibliches Gefühl! Kurz vor dem Hafen in Harlingen wurde es noch einmal hektisch, die Segel mussten eingeholt werden. Dies entpuppte sich als gar nicht so einfach, da hoher Druck auf den Segeln lag. Mit mehr als zehn Leuten schafften wir es dann, doch es gab keine Zeit zum Ausruhen. Das Segel hing über Bord im Wasser, wir mussten es rausziehen. Für dieses Manöver musste fast die komplette Klasse an Deck und mithelfen. Niemand hätte gedacht, dass nasser Segelstoff so schwer sein konnte. Nach anstrengenden 15 Minuten konnten wir nach Harlingen einlaufen. Hier schleusten wir dann noch einmal, um auf den Van Harinxmakanal zu gelangen. Die restliche Fahrt landeinwärts verlief reibungslos, so dass wir schon bald in Franeker ankamen. Hier hatten wir noch einmal etwas Zeit, um einen kleinen Spaziergang durch die Stadt zu machen, oder unter Deck Fußball zu schauen. An diesem Abend erfolgten schon die ersten Aufräumarbeiten, da wir uns für den nächsten Tag nicht so viel Arbeit machen wollten.
Am letzten Tag unserer Klassenfahrt starteten wir früh und segelten die gleiche Route bis zur Schleuse in Harlingen zurück. Danach erfolgte ein letztes Schleusen und das Anlegen am Harlinger Kai. Dann folgte eine Verabschiedung unserer Crew und ein Gruppenfoto. Bis der Bus kam, war noch eine Weile Zeit, also machten wir uns auf den Weg, um noch etwas zu Mittag zu essen. Als der Bus ankam, wurden die Koffer verstaut, und es ging auf den Heimweg. Gegen 21:00 Uhr kamen wir dann auch ich Schweich am Schwimmbad an, wo uns unsere Eltern schon erwarteten.
Die Segelfahrt war für uns alle ein Highlight der neunten Klasse. Die Klassengemeinschaft wurde gestärkt, wir konnten etwas über das Meer und das Segeln lernen und eine tolle Zeit miteinander verbringen…
Text: Kilian Bolinski
Bilder: Jonas Thiemann