Im Rahmen des NS-Projektes fand am Freitag, den 24.01.2025 eine Exkursion zur Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ in Hinzert statt, an der wir, die Schüler der Jahrgangsstufe 10, mit unseren Geschichtslehrern Frau Heser und Herrn Bayer teilnahmen. 

Nach einer 25-minütigen Busfahrt kamen wir zu Beginn des Tages an der Gedenkstätte an. Während viele sich bereits über das Fehlen der ehemaligen Häftlingsbaracken und Lagerzäune wunderten, führte uns unser Weg in das Ausstellungsgebäude, vorbei an der „Sühne-Kapelle“ und dem Lagerfriedhof. 

Bis zum Beginn der Führung konnten wir uns bereits Teile der Ausstellung anschauen, die uns durch Exponate, Bilder und Zeitzeugenaussagen einen düsteren Vorgeschmack auf das gab, was uns in den folgenden drei Stunden erwarten würde. 

 

Zu Beginn der Führung teilten wir uns in zwei Gruppen auf, die die beiden Teile der Führung zeitversetzt durchführen sollten. Während die erste Gruppe unter der Anleitung von Ute Doll im zweiten neueren Gebäude begann und zuerst über die Geschichte des Lagers sprach, ging es für die zweite Gruppe mit Guide Matthias Zell nach draußen. Da von dem Lager nichts mehr vorhanden ist, erhielten wir dort folgende Aufgabe: Unterteilt in Kleingruppen sollten wir mithilfe verschiedener Lagerpläne den Ort ausfindig machen, an dem sich das Gebäude auf unseren historischen Fotos befand, von denen jede Kleingruppe zuvor eins erhalten hatte. 

Aufgrund des eisigen Windes fand die Besprechung der Ergebnisse wieder im Inneren des Ausstellungsgebäudes statt. Dabei stellten wir fest, dass die Verortung größtenteils gut funktioniert hat, obwohl es keine Überreste des Lagers mehr gibt. Beim genaueren Betrachten der Bilder bemerkten wir, dass das Lager im Vergleich zu größeren und bekannteren Lagern etwas instabil gebaut war. Die Baracken waren aus Holz gebaut und durch den Lagerzaun konnte man von innen und außen hindurchsehen. 

Dies lag daran, dass das Lager für „ungehorsame“ Arbeiter des Westwalls und somit nur für eine temporäre Nutzung konzipiert war. Erst später wurde es für eine dauerhafte Nutzung als KZ umfunktioniert, sodass neben den Arbeitern viele nationale Widerstandskämpfer aus Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Frankreich und der Sowjetunion hier gefangen waren. 

Im Anschluss beschäftigten wir uns mit einem Objektkoffer, der verschiedene Gegenstände mit einem direkten oder indirekten Bezug zum SS-Sonderlager enthielt, wie z.B. einen Hammer, einen Löffel, einen Verband und einen Rasierapparat. Eines hatten sie alle gemein: Sie dienten dazu, die Häftlinge zu quälen, ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen.  

Einer der Gegenstände symbolisierte die Situation der Häftlinge metaphorisch. Es war ein kleines Glas mit Plastikfischen ohne Wasser. Die Häftlinge lebten hier unter menschenunwürdigen Bedingungen, in ständiger Angst und ständigem Hunger und mussten willkürliche Gewalt, Misshandlungen sowie herabwürdigende Prozesse wie das „Entlausen“ und die „Olympiade der Nackten“ über sich ergehen lassen. Es kam auch vor, dass sich Menschen aus der Umgebung diese Herabwürdigungen zur eigenen Belustigung ansahen. 

Durch die Objekte, die vielen Bilder und Erzählungen unseres Guides konnten wir uns die Dinge, die in Hinzert geschehen sind, gut vorstellen und kamen darüber ins Gespräch. Des Weiteren schauten wir uns die in der Gedenkstätte ausgestellte Kunst der Häftlinge an, die Ausdruck ihres Leidens ist. 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzte sich der Pfarrer von Hinzert, Arnold Fortuin, für die Erinnerung an das Geschehene und die Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld ein. Daher ließ er die „Sühne-Kapelle“ bauen, die noch heute auf dem Gelände der Gedenkstätte steht. Pfarrer Fortuin bemühte sich auch um den Erhalt des Lagers oder zumindest einer Baracke. Dabei stieß er aber auf Widerstand seitens der Landwirte, von denen die Nationalsozialisten die Grundstücke, auf denen das Lager stand, gepachtet hatten. Nachdem die Pachtzahlungen nach dem Krieg endeten, forderten die Landwirte von den alliierten Besatzern eine Fortführung der Pachtzahlungen oder alternativ eine Genehmigung zum Abriss des Lagers, wobei man sich für Letzteres entschied. 

Die Reflexion der Erlebnisse zum Abschluss der Exkursion fiel uns ein wenig schwer, da wir die eindrücklichen und erschreckenden Ereignisse des Tages erst verarbeiten mussten.  

Doch damit hatte die Exkursion ihr Ziel, sich an das Geschehene zu erinnern, erreicht, damit die Dinge, die in Hinzert und an vielen anderen Orten in Europa geschehen sind, nie wieder passieren. 

Um 12:30 Uhr wurden wir wieder von unserem Bus abgeholt und fuhren nach einem aufschlussreichen Tag zurück in die Schule, der uns wohl alle zum Nachdenken angeregt hat. 

Text: Lennart Ensch

Fotos: Tom Bayer und Katharina Heser 

 

Persönliche Reflexionen von weiteren Schülerinnen und Schülern. 

Insgesamt war Hinzert interessant, was mir aber vor allem hängen geblieben ist, war die Grausamkeit, mit der die Häftlinge behandelt wurden. Grausamkeit und Willkür sind zwar generell bezeichnend für das Naziregime, aber über diese konkret und am Ort des Geschehens zu hören, ist noch mal etwas anderes. Es gab eine Situation, in der einer der Häftlinge an den Händen aufgehangen wurde und bei lebendigem Leibe gekocht wurde. Danach wurde er in der Dusche kalt abgeduscht und erlitt einen Hitzeschlag. Am nächsten Tag lag er tot in der Waschküche.  
 
Mir kommt es vor wie ein Horrorfilm.  
In unserer Zeit sind mir die rechten Kräfte wieder zu nah an der Macht.  
Was passiert, wenn sie nicht nur mehr nah sind?  
 
Elena Mattes  
 
 

 

 

Beklemmung. 

Beklemmung über die Schicksale der Gefangenen. 

Beklemmung über die Taten der Schuldigen. 

Beklemmung über Taten, die unvorstellbar sind. Ausgeübt mit einer barbarischen Grausamkeit. 

Beklemmung über Taten, die sich nie wieder wiederholen dürfen. 

Aber auch Beklemmung über Taten, die Alltag waren. 

Also auch Beklemmung über die Taten der Mitwissenden. Mitwissende, deren Tat es war zu wissen und untätig zu bleiben 

Unverständnis. 

Unverständnis über Mitwissende, die ihre und die Taten anderer noch nach Ende leugneten. 

Unverständnis über zu milde oder keine Strafen für die Täter. 

Unverständnis über Begnadigungen für Täter mit ihren grausamen Taten. 

Abscheu. 

Abscheu über die Mittel des Todes. 

Abscheu über die Mittel des Folterns. Mittel, die man sich nicht vorstellen möchte.  

Verwunderung. 

Verwunderung über die Täter. 

Fragen. 

Fragen über die Täter. 

Wie konnten diese Menschen das tun? 

Ohne zu zögern? 

Ohne Mitleid? 

Ohne Menschlichkeit? 

Ohne Menschlichkeit! 

Beklemmung. Unverständnis. Abscheu. Verwunderung. Fragen.  

Eine Frage: 

Warum? 

Maximilian Möck 

 

 

Es ist ein grauer Morgen, an dem wir das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Hinzert betreten. Ein kühler Wind streicht über das weite Gelände, das heute so still wirkt, als ob es die Schreckens der Vergangenheit in sich trägt. Die Luft ist erfüllt von einer unbeschreiblichen Schwere, die sich auf die Schultern legt, während man die ersten Schritte über den Kiesweg macht. Vor einem erstreckt sich das Mahnmal, schlicht und doch durchdringend in seiner Symbolik. Es ist, als ob die Mauern selbst noch flüstern, als wollten sie die Geschichten derer erzählen, die hier gelitten haben. Wir blieben bei der Gedenkstätte stehen. Da wo einst die Gefangenen in Baracken gepfercht waren, ragt nun ein futuristisches, aus Dreiecken konstruiertes Gebäude, in dem viele Geschichten stecken.  
Hier gedenkst du derer, die ihr Leben verloren haben, und spürst, wie Ohnmacht von einem tiefen Respekt für die Opfer verdrängt wird.  
Schließlich betraten wir den Dokumentationsraum. Die Fotos, die Briefe, die Erklärungen an den Wänden, alles verbindet sich zu einer Geschichte, die weit über diesen Ort hinaus reicht. Es ist ein Zeugnis für das, wozu Menschen fähig sind, aber auch eine Mahnung, dass sich solche Gräueltaten niemals wiederholen dürfen. Als wir das Lager verlassen, blickt man noch einmal zurück. Es ist ein Ort der Erinnerung des Schmerzes und der Warnung, doch trotz der Schwere spürt man auch eine Verantwortung – die Verantwortung, das Gesehene und Gefühlte mit einem zu tragen, um die Vergangenheit niemals in Vergessenheit geraten zu lassen.  
 
Emma Mader